Casa/Studio Passivhaus

Das Projekt ist besonders innovativ, weil das Passivhaus-Protokoll (enerphit/passivhaus) nicht nur in Italien zum ersten Mal bei einer bereits existierenden Häuserzeile zur Anwendung kommt (Quelle: www.passivhausprojekte.de) sondern auch diesbezüglich weltweit zu den ersten gehört. Das Projekt zeigt nämlich, wie es möglich ist, die Energieleistung eines Passivhauses nicht nur in gedämmten Neubauten zu erreichen, ein Gebäudetyp, der fast alle bisher erbauten Passivhäuser repräsentiert, sondern auch in den Häuserzeilen historischer Gebäude oder den ersten Siedlungskomplexen unserer Städte. Die Erprobung dieses Planungsprotokolls an einer Häuserzeile ist vor allem für Italien von Bedeutung, wo jede Stadt von dieser Typologie geprägt ist.

In einem Kontext, in dem Stadterneuerung, Energieeffizienz und seismische Verbesserung Faktoren von zunehmender Bedeutung sind, scheint eine qualitativ hochwertige Planung die einzige Ressource zu sein, die eine konkrete Lösung bieten kann. Deshalb wurde für das Projekt ein marodes Gebäude gewählt, dessen Energieverbrauch und die in die Luft abgegebenen Emissionen praktisch auf Null reduziert werden und dessen Tragwerk verbessert wird, da es erdbebensicher gemacht wird.

Das Projekt sieht vor, dass im Gebäude die Wohnung und das Architektenbüro des Planers untergebracht werden sollen. Mit dem Ziel, die Effizienz eines Passivhauses zu erreichen und gleichzeitig die Kosten so weit wie möglich zu reduzieren, wurden innovative Bautechniken nach Belieben eingesetzt. Das Gebäude hat ein gemischtes Tragwerk aus Holz (Schichtholz und XLAM), Stahl, Mauerwerk und Stahlbeton, wobei jeder Werkstoff unter Ausnutzung seiner natürlichen Eigenschaften einen optimalen Beitrag zur Gesamtperformance leistet. Dabei konnten die Baukosten für das Gebäude auf Marktniveau gehalten werden, ohne dass der Qualitätsaspekt dabei auf der Strecke blieb.

Das Projekt ist noch signifikanter, wenn man bedenkt, dass der Energieverbrauch bereits existierender Gebäude in Europa 40 % der insgesamt erzeugten Energie in Anspruch nimmt, auch unter Bezugnahme auf die von den Mitgliedsstaaten bereits umgesetzte europäische Richtlinie 2010/31/EU, die Folgendes sagt: „Ab dem 31. Dezember 2018 müssen Neubauten, die von öffentlichen Verwaltungen genutzt werden und in deren Besitz sind, einschließlich Schulgebäude, nahezu Nullenergiegebäude sein. Ab dem 1. Januar 2021 wird die oben genannte Bestimmung auf alle Neubauten ausgedehnt.“

Das Gebäude wird eine so effiziente Hülle haben, dass es in der Lage sein wird, sich mit den Sonnenstrahlen, der vom menschlichen Körper und von Haushaltsgeräten abgegebenen Wärme selbst zu beheizen. Es wird nicht an das Gasnetz angeschlossen und nur mit einer mechanisch arbeitenden Anlage zur kontrollierten Lüftung ausgestattet, die in der Lage ist, die Wärme der ausgestoßenen verbrauchten Luft auf die von außen zugeführte saubere und gefilterte Frischluft zu übertragen. Durch den Verzicht auf brennbare Energiequellen wird das Gebäude keine Emissionen in die Atmosphäre abgeben.
Neben einem nahezu gegen Null gehenden Energieverbrauch garantiert ein Passivhaus im Vergleich zu traditionellen Gebäuden hohen Komfort. Das Protokoll ermöglicht die Reduzierung von CO2 im Haus, die Überprüfung von Schimmel und Kondensation durch die analytische Berechnung von Wärmebrücken, konstante Oberflächentemperaturen sowie eine relative Luftfeuchtigkeit von 50% mit 20°C im Winter und 25°C im Sommer.

In Anbetracht des Erdbebenrisikos, von dem 80 % der Gebäude in Italien betroffen sind, führt das Projekt auch im strukturellen Bereich Innovationen ein, indem innovative Systeme genutzt werden, die eine Anpassung an die geltenden Vorschriften ermöglichen, eine Bedingung, die durch die Integration der Einheit in eine bereits bestehende Häuserzeile noch komplexer wird. Aus der Berechnung per PHPP (Passive House Planning Package) ergibt sich für das Gebäude ein jährlicher Heizwärmebedarf von 9 kWh/m2a und ein Kühl- und Entfeuchtungsbedarf von 7 kWh/m2a. Der Bedarf liegt damit unter den vom Passivhausstandard geforderten Wert von 15 kWh/m2a.

Aus der Berechnung mit einer nach nationalen Standards strukturierten Software ergibt sich, dass das Gebäude in die Energieeffizienzklasse „A4 Nahezu Nullenergiegebäude“ fällt, wobei ein EPgl,nren-Wert von 12,88 kWh/m2a angegeben ist, der den Verbrauch von Klimaanlage, Warmwasser sowie kontrollierter mechanischer Lüftung beinhaltet. Die Leistung der Photovoltaik-Anlage (3kW) entspricht 37,8 kWh/m2a, während der Stromverbrauch im Zusammenhang mit der Klimatisierung zuzüglich des Stromverbrauchs durch die mechanische Lüftung 23,92 kWh/m2a beträgt. In Bezug auf die Klimatisierung produziert das Gebäude mehr Energie als es verbraucht. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich der strategische Einsatz verschiedener Bausysteme unter Vermeidung von Standardverfahren lohnt und sich als ein sehr funktionaler Ansatz erweist, wenn es um die energieeffiziente Renovierung von Häuserzeilen geht.

Liste der Preise und Auszeichnungen

  • BIG SEE ARCHITECTURE AWARD 2021 Siegerprojekt war Casa Studio Passivehouse von Piraccini+Potente Architettura; Arch. Stefano Piraccini, Arch. Margherita Potente
  • Siegerarbeit des Preises In/Architettura 2020, in der Kategorie „Preise für die Arbeiten junger Planer“, Istituto nazionale di architettura.
  • Siegerarbeit des internationalen Preises The Plan Awards 2020 in der Kategorie „Home Efficiency & Technology Special Contest“, der Fachzeitschrift für Architektur The Plan.
  • Siegerarbeit des internationalen Preises Active House Awards 2019 in der Kategorie „Built Project without radar“, der Active House Association.
  • Besondere Erwähnung beim Preis Poroton 2019 des Konsortiums Consorzio Portoton.
  • Siegerarbeit des Preises Innovatori Responsabili der Region Emilia-Romagna für die innovativen Erfahrungen, die zur Umsetzung der von der UN mit der 2030 Agenda für nachhaltige Entwicklung angegebenen Ziele beitragen, Region Emilia-Romagna.
  • Ausgewählte Arbeit beim Preis Giovane talento dell’Architettura italiana 2019, Consiglio Nazionale Architetti (Nationaler Architektenrat).

Das Projekt besteht in der Renovierung eines bereits existierenden Gebäudes auf Grundlage des internationalen Passive HouseProtokolls: die höchste wissenschaftliche Empfehlung für nachhaltige Gebäude mit einem Energieverbrauch, der nahezu Null ist.

Für dieses Projekt hat der Architekt Folgendes gewählt